LulzSec löst sich auf (Update)
Das berüchtigte Hacktivisten-Kollektiv LulzSec löst sich nach fünfzig Tagen voller spektakulärer Hacks auf. Das zumindest ist einem Dokument zu entnehmen, das die Hacker in den späten Abendstunden des gestrigen Samstag ins Internet stellten. Der Text erweckt den Eindruck, als seien die Aktionen von LulzSec von vorne herein als zeitlich befristete Kampagne geplant gewesen.
Der Text wird von den Hacktivisten - nach eigenen Angaben besteht das Team aus nur sechs Leuten - als "letzte Veröffentlichung" bezeichnet. Unter Verwendung zahlreicher Metaphern aus dem Bereich der Seefahrt - auch früher schon verwendeten sie beispielsweise gerne ein "LulzBoat" als Ascii-Art - beschreiben die Mitglieder des Kollektivs, wie sie vor 50 Tagen begannen, das Internet unsicher zu machen. "In den letzten 50 Tagen haben wir Firmen, Regierungen, oft die allgemeine Bevölkerung und womöglich alles dazwischen behindert und bloßgestellt, einfach weil wir es konnten," schreibt der Autor des Textes. Man liebe bei LulzSec einfach "den rohen, ungestörten, chaotischen Kick von Entertainment und Anarchie".
Daneben gibt es auch einige generelle philosophische Betrachtungen zu lesen. LulzSec empfiehlt allen Lesern, an sich selbst zu glauben und sich nicht als Versager abzustempeln. Außerdem schreiben die Hacktivisten: "Während wir für alles verantwortlich sind, was 'Das Lulz-Boot' ist, sind wir nicht permanent an diese Identität gebunden. Hinter dieser fröhlichen Fassade […] sind wir Menschen. Menschen mit Vorlieben bei Musik; beim Essen; wir haben verschiedene Geschmäcker bei Kleidung und Fernsehen, wir sind genau wie ihr. Selbst Hitler und Osama bin Laden hatten diese einzigartigen Eigenheiten und ihren Stil, und ist das nicht interessant zu wissen? Der mittelmäßige Maler, der zum Superschurken wurde, mochte Katzen mehr, als wir es taten."
Neben diesen eher allgemeinen Aussagen gibt es aber auch konkretere Aussagen über die Motivation von LulzSec zu lesen. Dieser Teil deutet auf eine stärkere politische Motivation zumindest einiger LulzSec-Mitglieder hin, als viele Beobachter zunächst glauben wollten: "[H]inter der Maske, hinter dem Irrsinn und Chaos, glauben wir wirklich an die AntiSec-Bewegung. Wir glauben so sehr daran, dass wir sie zurückgebracht haben, zum großen Entsetzen derjenigen, die nach mehr anarchistischen Lulz suchten. Wir hoffen, wünschen, betteln sogar, dass die Bewegung sich in einer Revolution manifestiert, die mit oder ohne uns weitermachen kann. Die Unterstützung, die wir dafür in einer so kurzen Zeit bekommen haben, ist wirklich überwältigend, nicht zu reden von Ehrfurcht erregend. Bitte hört nicht auf. Zusammen, vereint, können wir unsere gemeinsamen Unterdrücker in den Staub treten und uns die Macht und Freiheit nehmen, die wir verdienen."
Mit diesen Gedanken, so LulzSec, wolle man sich zum Ende der geplanten 50-Tages-Kampagne verabschieden. Man hoffe, man habe "Inspiration, Angst, Verleugnung, Freude, Anerkennung, Unzufriedenheit, Spott, Verlegenheit, Nachdenklichkeit, Neid, Hass, sogar Liebe" zurückgelassen, so die Hacktivisten. "Wenn überhaupt, hoffen wir, dass wir einen mikroskopischen Einfluss auf irgendwen, irgendwo hatten", schreibt LulzSec. Den Reaktionen auf die Aktionen der Gruppe nach zu urteilen, dürfte ihnen das zumindest gelungen sein.
Update:
Mittlerweile unterzogen Mitarbeiter diverser Online-Medien auch den im Dokument verlinkten letzten Dokumenten-Dump von LulzSec einer ersten Analyse. Dem IT-Portal The Next Web zufolge enthält das Datenpaket unter anderem interne technische Memos von AOL, Userdaten des Forums "Hackforums.net" sowie Beweise, dass LulzSec die Website der US Navy gehackt hat. Außerdem befindet sich in dem Download auch eine Liste mit "dummen Routern". Darunter versteht LulzSec Router, deren Administratoren die Passwörter "root" oder "admin" vergeben haben.
Quelle